Grass Valley T2 4K ermöglicht Live-Vertonung eines historischen Stummfilms

Wenn Thomas Rebensburg von seinen Projekten erzählt, dann ist seine Begeisterung für die Musik in jedem Moment spürbar. Vor große Herausforderungen stellte den Komponisten die musikalische Vertonung und Live-Aufführung eines 100 Jahre alten Ganghofer-Stummfilms. Coronabedingt musste die Veranstaltung mehrfach verschoben werden und es galt auch technische Herausforderungen zu meistern. Als zuverlässiger Problemlöser sollte sich der Grass Valley Video-Player/Recorder T2 4K erweisen. Dazu später mehr…

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Vor dem Konzert: Thomas Rebensburg bereitet den T2 4K für die Wiedergabe des Stummfilms vor

Eigentlich hätte für ein Jubiläum 2020 alles wunderbar gepasst. Der populäre Schriftsteller Ludwig Ganghofer war vor 100 Jahren gestorben und hatte zuletzt in Tegernsee gewohnt und gearbeitet. Der Rottacher Kunst- und Kulturverein hatte Thomas Rebensburg mit der Komposition einer neuen Filmmusik zu einer der ersten Ganghofer-Verfilmungen „Der Klosterjäger“ – ebenfalls aus dem Jahr 1920 – beauftragt. Schon in den 1960er Jahren hatten Ganghofers Werke eine Gesamtauflage von rund 35 Millionen Büchern erreicht, bereits 50-mal waren die Stoffe verfilmt worden.

Die Originalmusik für den Film „Der Klosterjäger“ gilt heute als verschollen. Der Kompositionsauftrag reizte Thomas Rebensburg umso mehr. Mit einer humorvollen Anmerkung rückt Rebensburg den Stellenwert der ersten live eingespielten Stummfilmmusiken ein wenig zurecht. „Im Anfang ging es weniger um die Schaffung einer besonders kunstvollen Komposition, sondern vor allem darum, den lautstarken Lärm des Projektors mit Musik zu übertönen“, erläutert Thomas Rebensburg und schmunzelt.

Aufgrund der Live-Situation kann orchestrale Musik in Stummfilmen normalerweise nur sehr allgemein auf die Spannung des Geschehens eingehen, sagt Rebensburg. Für die Musik zum Stummfilm „Der Klosterjäger“ hat der Komponist einen anderen Ansatz gewählt. Die Musik sollte die bewegten Bilder und die Geschichte noch einmal erzählen, und dabei synchron zur Handlung und szenisch genau auf den Punkt gebracht werden, um damit besonders eindrucksvoll zu wirken.

Dies allerdings setzt voraus, dass die Wiedergabe der Musik auch absolut synchron zum bewegten Bild verläuft. Bei einer Musikproduktion im Studio und einer Nachbearbeitung des Videos im Schnitt wäre dies kein Problem, denn Korrekturen könnten jederzeit vorgenommen werden. Bei einer Liveaufführung mit 13 Instrumentalsolistinnen und Solisten kann die bildgenaue Musikwiedergabe über lange 63 Minuten allerdings kaum gehalten werden. Denn anders als bei einem aktuellen Kinofilm mit zahlreichen Pausen in der Musik hat Rebensburg die Musik zum „Klosterjäger“ über die gesamte Spieldauer des Stummfilms durchkomponiert.

„Und hier kommt die Technik von Grass Valley ins Spiel“, erklärt der Komponist. Denn realisiert werden konnte das Projekt schließlich durch Einbindung des Grass Valley Player/Recorders T2 4K in die Interaktion zwischen Dirigenten und Orchester.

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Im Hintergrund die Leinwand: Der T2 4K gibt das Bild und einen framegenauen Timecode aus

Thomas Rebensburg: „Der T2 4K dient als Player für die Projektion auf die Leinwand, außerdem gibt der Player framegenau den jeweils aktuellen Timecode aus.“ Durch ein Interface wird dieser Timecode in den für Musiker üblichen Midi-Standard und Taktpositionen übersetzt und steuert damit die Wiedergabe der Partitur in Logic. Logic ist die Digital Audio Workstation – als Musik und Notationsprogramm – mit dem Thomas Rebensburg schon seit Jahrzehnten erfolgreich arbeitet.

Mit dem Grass Valley T2 4K als Video-Player zur Filmprojektion im Saal und Timecode-Geber zur framegenauen Wiedergabe der Partitur am Dirigentenpult hatte Thomas Rebensburg eine ideale Lösung für den Live-Einsatz gefunden. Zusätzlich hatte Rebensburg die besonderen Herausforderungen einer Live-Aufführung auch in seiner Komposition berücksichtigt, indem er einige etwas freiere Passagen vorsah, die ihm eine unauffällige Angleichung von Orchester und Film erlauben würden.

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Der nach MIDI gewandelte Video-Timecode steuert die synchrone Wiedergabe der Partitur in Logic

„Wenn ich nun mit Blick zur Partitur oder zur Leinwand sehe, dass das Orchester leicht aus dem Takt geraten ist, dann können wir diese Passagen als Haltepunkte nutzen, um uns wieder mit dem Film und der Partitur zu synchronisieren. Es erfordert für die Musikerinnen und Musiker sowohl viel Übung als auch große Disziplin, ausdrucksstark spielen zu können und dennoch nicht asynchron zum Film zu werden. Meine Aufgabe als Dirigent ist es bei diesem Projekt wie ein Metronom vor allem ein zuverlässiger Taktgeber zu sein.“

 

 

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Am 11. März 2022 war es dann endlich so weit. Die Uraufführung im Seeforum Rottach-Egern konnte stattfinden und das Publikum im Saal und auch die Kritiker waren begeistert. Die Tegernseer Zeitung kommentierte: „Die Musik übernahm (…) die Reflexionen und inneren Monologe (…) (und) machte den Film von 1920 zu einem großartigen, neuen und modernen filmischen Meisterwerk. Das Publikum belohnte die Leistung des Komponisten und der Musiker dann mit minutenlangem Applaus und ‚Bravo‘-Rufen.“

 

Am 11.03.2022: Die Uraufführung

Tatsächlich funktionierte das Zusammenspiel mit den 13 Instrumentalsolisten so perfekt, dass Thomas Rebensburg das Timing kaum einmal korrigieren musste. „Dank des großen Engagements der Musikerinnen und Musiker haben die Zuschauer die Darbietung als ausdrucksstark empfunden und nicht etwa als durch technische Vorgaben eingeschränkt“ erläutert Rebensburg. „Dies vom Publikum so zu erfahren hat uns natürlich ganz besonders gefreut!“

Gemeinsam mit dem Orchester freut sich Thomas Rebensburg bereits auf weitere Aufführungen und eine Filmfassung in der Zukunft. Beides befindet sich bereits in Planung. Auch der T2 4K von Grass Valley wird als Timecode- und Videoplayer dann wieder mit dabei sein und den gemeinsamen Takt zuverlässig unterstützen.

Abbildungen: Laura Jung und privat

 

Thomas Rebensburg

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Thomas Rebensburg, Jahrgang 1958, hat schon immer Musik gemacht. Er studierte Komposition und Dirigieren in München und erhielt während des Studiums seinen ersten Kompositionspreis. Weitere Auszeichnungen folgten in unterschiedlichen Musikgattungen wie auch der Bayerische Staatspreis des Kultusministers für hervorragende Leistungen als Komponist.

Thomas Rebensburg liebt die Vielseitigkeit. Sein Genre umfasst die Bereiche Sinfonik, Kammermusik, Musiktheater, Chor- und Kirchenmusik, Filmmusik, Songwriting und Werbung wie auch die Tätigkeit als Arrangeur und Komponist für nationale und internationale Ensembles und Künstler wie Angelika Milster, Gunther Emmerlich, Deborah Sasson, Francisco Araiza u.v.a., darunter zahlreiche Produktionen mit den Rundfunkorchestern von WDR, HR, SWR und BR.

Thomas Rebensburg ist ehrenamtlich aktiv im Deutschen Komponistenverband, in der GEMA und als Vorstands-Mitglied im Bayerischen Medienrat.

 

 

Grass Valley T2 4K (Digital-Rekorder/Player)

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Bei den T2 4K Digital Recordern/-Playern handelt es sich um 4K DCI-, 4K UHD- oder HD/SD Audio/Video Playout-Systeme, die in drei unterschiedlichen Ausführungen erhältlich und für nahezu jede Anwendung im Studio, in einer Live-Situation oder auch auf einem Event geeignet sind.

Im Workstation-Modus lässt sich das Gerät dank der Transportsteuerung auf der Vorderseite ebenso einfach wie ein traditioneller Videorecorder bedienen. Je nach Konfiguration und Auflösung unterstützt der T2 4K bis zu zwei Wiedergabekanäle und einen Aufnahmekanal gleichzeitig und kann somit externe Zuspieler oftmals ersetzen.  

Ausgestattet mit umfangreichen Schnittstellen für Video-/Audio-/Remote- und LTC-Konnektivität kann der T2 4K Dateien zusätzlich auch per USB 3.0 und ein Gigabit-Ethernet-Netzwerk übertragen. Der T2 funktioniert hervorragend in der Zusammenarbeit mit EDIUS und unterstützt ebenso wie EDIUS nahezu jedes Format und jeden Codec wie zum Beispiel Grass Valley HQX, XAVC, XAVC S, XDCAM, P2, AVC-ULTRA, Apple ProRes 422, Avid DNxHD und MPEG-2.